Ard-Jen Spijkervet, Leitz Acco Brands: „Markenportfolio, Differenzierung und Innovation generierten 70 Prozent Wachstum“
Ard-Jen Spijkervet, Geschäftsführer von Leitz Acco Brands, kann auf eine erfolgreiche Geschäftsbilanz der vergangenen Jahre blicken. Schon frühzeitig hat sich das Unternehmen mit dem Wandel der Arbeitswelt auseinandergesetzt und schaut zuversichtlich in die Zukunft.
Herr Spijkervet, Sie sind nun im elften Jahr Geschäftsführer. Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit verändert und wie hat sich dabei die Marke Leitz weiterentwickelt?
Spijkervet: Das Unternehmen und natürlich auch die Gesamtgesellschaft haben sich in dieser Zeit sehr stark gewandelt. In den letzten beiden Jahren haben sich die Veränderungsprozesse noch deutlich beschleunigt. Wir leben und arbeiten heute zu Anfang des Jahres 2023, in einer anderen, sehr viel komplexeren Welt als zum Ende des letzten Jahrzehnts. Der Umsatz von Leitz Acco Brands konnte innerhalb der letzten zehn Jahre um knapp 70 Prozent gesteigert werden. Die Stärken von Esselte Leitz sind in Acco Brands integriert worden und nach den gleichen Erfolgsprinzipien entwickeln und gestalten wir das Unternehmen weiter. Hinzu kamen der Kauf der Firma Franken und die Integration der Marke Nobo, Marktführer im Bereich der visuellen Kommunikation. Auch bei Aktenvernichtern sind wir Marktführer, nicht zuletzt wegen unserer zwei Marken Rexel und Leitz. Mit Leitz Aktenvernichtern sind wir erst seit vier Jahren am Markt – dabei bereits seit dem dritten Jahr die Nummer 1 laut GfK. Mit Ordnern, Lochern und Heftgeräten sind wir das ohnehin.
Die heutige Arbeitswelt ist von stetem Wandel geprägt – und genau hier zeigt sich unsere Stärke. Was Leitz Acco Brands so authentisch macht, ist das Gespür für das frühzeitige Erkennen von Markttrends und die Entwicklung neuer Sortimente und Produktkategorien. Schon frühzeitig haben wir uns mit dem Konsumverhalten und dem zukunftsorientierten Arbeiten in unterschiedlichen Workspaces beschäftigt. Sorgen bereitet mir allerdings, dass im Handel manchmal die Chancen nicht ergriffen werden und hauptsächlich ein niedriger Preis in den Vordergrund gestellt wird. Dies beruht meist auf dem Glauben, dass dies das wichtigste Argument der Handelsdifferenzierung ist, anstelle die Potenziale von Innovationen und markenimmanenten Stärken auszuschöpfen. Über Jahre durch etliche Consumer-Researches bestätigt, steht Preis erst an fünfter Stelle der Kaufargumente von Konsumenten – außer man redet viel über Preise und macht es dadurch zum wichtigsten Thema. Das (Ur-)Vertrauen von Konsumenten in die Kern-Werte der Marke Leitz haben wir nicht zuletzt beispielsweise mit den Leitz Aktenvernichtern und den Leitz Luftreinigern bestätigt.
Ich möchte nicht mehr weiter auf die Pandemie eingehen, wir wollen den Blick nach vorne richten, aber wie stark hat dieses Thema bestimmte Sortimentsbereiche beeinflusst oder sogar als Booster gewirkt und waren Sie auf das „Homeoffice“ vorbereitet?
Spijkervet: Bereits vor der Pandemie hat sich Leitz mit Homeoffice-Möglichkeiten beschäftigt und stark in diesen Bereich investiert. Die Pandemie diente uns dabei zusätzlich als Transformationsbeschleuniger. So konnten wir aus dieser Zeit sogar mit einem Umsatzwachstum hervorgehen. Unser Produktportfolio haben wir somit bereits frühzeitig und zielorientiert auf die neuen Anforderungen am Markt angepasst. Das Ergebnis: qualitativ hochwertige und stilvoll designte Organisations-, Wellbeing- und Ergonomieprodukte für ein produktives Homeoffice und aktive Bewegung im Arbeitsalltag. Leitz Acco Brands geht mit der Zeit und setzt auf Innovation, Kreativität und Wachstum. Aktuell legen wir den Fokus vor allem auf Ergonomie am Arbeitsplatz und lösungsorientierte Denkansätze, wie der Arbeitsalltag aktiv gestaltet werden kann. Im Zuge der Digitalisierung hat sich unsere Arbeitsweise verändert. Homeoffice, Remote oder hybrides Arbeiten zählen zur neuen Normalität. In diesen Arbeitsumfeldern ist es enorm wichtig, für eine entsprechend komfortable und gesunde Büroausstattung zu sorgen. Um Kopfschmerzen sowie Rücken- und Nackenbeschwerden aufgrund fehlerhafter Körperhaltung und mangelnder Bewegung vorzubeugen, hat Leitz gemeinsam mit dem IGR (Institut für Gesundheit und Ergonomie) die Produktreihe Leitz Ergo entwickelt. Mit dem Fokus auf ergonomischem Arbeiten schaffen die Produkte einen flexiblen Arbeitsbereich und sorgen für aktive Bewegung im Alltag – natürlich mit dem gewohnten qualitativen Anspruch engineered in Germany.
Sie sehen sich insgesamt als Lösungsanbieter, welche Bereiche decken Sie heute mit Ihrem Markenportfolio tatsächlich ab?
Spijkervet: Peace-of-Mind (mental-ergonomics) durch Ordnung und Organisation war immer schon unser Purpose. Hinzu kommen wichtige Schnittpunkte wie Design und Ergonomie (physical-ergonomics) . Wir möchten diese Kriterien mit der neuen Arbeitswelt verknüpfen, um eine Brücke für nachhaltige Investitionen in Form von qualitativem Arbeiten mit mentalem und körperlichem Wohlbefinden zu schaffen. Aus diesem Grund gibt es die neue Produktlinie Leitz Ergo, die durch innovatives Design und zertifizierte Qualität für unsere Zielgruppen ein flexibles und aktives Arbeitsumfeld gestaltet. Für digitale Kommunikation bieten wir mit Kensington das ideale Equipment an Kameras, Licht, Lautsprechern und weiteren Office-Tools, um einen professionellen Auftritt im Arbeitsalltag und in täglichen Videokonferenzen zu ermöglichen. Nicht weniger nennenswert sind unsere Produktkategorien für Luftqualität und Datenschutz, welche nicht nur während der Pandemie eine wichtige Rolle gespielt haben. Eine saubere Luftqualität in privaten oder geschäftlichen (Workspace) Räumen ist für den Aufenthalt entscheidend. Um diese für alle individuellen Ansprüche und Raumgrößen zu garantieren, haben wir unsere Leitz TruSens Luftreiniger entwickelt. Auch das Thema Datenschutz und Sicherheit im Homeoffice, im Büro und unterwegs ist nach wie vor relevant. Die Leitz IQ-Aktenvernichter aber auch Kensington Sicherheitsschlösser bieten dabei sehr gute Lösungen.
Die Kundenansprache – sowohl im B2B als auch in B2C – hat sich stark gewandelt. Wie erreichen Sie Ihre Handelspartner*innen und wo holen Sie die Konsument*innen ab?
Spijkervet: Wir legen großen Wert auf Kundenzufriedenheit – sowohl im B2B als auch im B2C Bereich. Unser Anliegen ist es, ein Sortiment zu entwickeln, das den Alltag tatsächlich erleichtert und das Büro oder Eigenheim geschmackvoll und effizient aufwertet. Durch die neu entstandenen Möglichkeiten unserer digitalisierten Arbeitswelt sind das Berufs- und Privatleben distanz-loser geworden. Dies spiegelt sich auf dem Handels- und Konsumentenmarkt wider. Mit unserer „Work-Leitz-Balance“ sorgen wir dafür, etwaige Störfaktoren zu reduzieren. Ich selbst kann produktiver in einem organisierten und ergonomischen Arbeitsumfeld arbeiten und das möchten wir den Verbrauchenden ebenso weitergeben. Privat oder geschäftlich spielt da keine Rolle.
Wie haben Sie es geschafft, in so kurzer Zeit die vielfältigen Anforderungen für New Work-Arbeitsumgebungen in Einklang zu bringen, ohne dabei den Blick auf Nachhaltigkeit, Design, Qualität und Zuverlässigkeit zu verlieren?
Spijkervet: Da der Nachhaltigkeitsgedanke stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft tritt, erfüllt es uns mit großer Freude, dass wir im Bereich Lifestyle- und Produkttrends eine Vorreiterrolle einnehmen, die das Unternehmen bereits in den 90er-Jahren geprägt hat. Als First Mover waren viele unserer Produkte schon frühzeitig mit dem Blauen Engel oder FSC-Siegel zertifiziert. Zudem tragen unsere Standorte eine ISO 50001 Energiemanagement-System-Zertifizierung. Qualität gehört zu unserer Markenidentität und ist der Inbegriff für Nachhaltigkeit. Vollständig klimaneutral ist nicht nur der klassische Leitzordner 1080, sondern auch die Leitz Recycle Serie, die seit zehn Jahren im Handel erhältlich ist. Das Sortiment umfasst klassische Büroprodukte wie Locher, Heftgeräte, Briefkörbe bis hin zu Mappen und Hüllen aus 80 bis 100 Prozent recycelten Materialien – alles klimaneutral. Mit Unterstützung von ClimatePartner erreichten wir so eine Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks und schufen neue Produktentwicklungen, die nachhaltig, qualitativ und stilvoll für die Markenidentität unseres Unternehmens stehen. 2021 wurde Leitz gleich dreifach mit den Red Dot Design Awards geehrt, was erneut davon zeugt, wie Nachhaltigkeit, Design, Qualität und Zuverlässigkeit im Zukunftsdenken von Leitz Acco Brands vereint sind.
Wie sehen Ihre Marketingmaßnahmen in den unterschiedlichen Vertriebskanälen aus und welche Rolle spielt dabei für Sie der stationäre Handel, der sich – laut GfK-Zahlen zumindest in der PBS-Branche – wieder erholt hat?
Spijkervet: Die Umstellung der Kommunikation auf digitale Office-Tools während der Pandemie hat gut funktioniert und einen erfolgreichen Kontakt zu unseren Handelspartnern ermöglicht. Ob es analoge Veranstaltungen geben wird, bleibt abzuwarten, aber wir planen damit. Selbstverständlich legen wir großen Wert darauf, die Betriebs- und Kommunikationskanäle auch weiterhin zu stärken.
Zuletzt bitte ich noch um Ihre Einschätzungen zu den dramatischen Kostenentwicklungen und geopolitischen Risiken, die unsere Branche betreffen und wie Sie die Position Ihres Unternehmens dabei einordnen.
Spijkervet: Die aktuelle Lage ist nach wie vor zu neu, um Prognosen für langfristige Konsequenzen treffen zu können. Neben dem humanitären Desaster in der Ukraine und Russland, welches unfassbar ist, sind wir von den Auswirkungen in Form von Engpässen und Kostensteigerungen von Rohmaterialien, Transport, Logistik und Energie betroffen. Auch wenn wir bisher gut durch die Krisen gekommen sind, müssen wir die aktuellen Herausforderungen als klare Chance nutzen, um zu reflektieren und zu rekalibrieren. Weiterhin werden wir uns auf Innovation und zusätzlich auf neue Möglichkeiten und Wachstumsbereiche einstellen. Darauf können Sie vertrauen.
Herr Spijkervet, vielen Dank.
www.leitz.de