Florian Lehmann, CEO, Krug & Priester: „Auf Kurs zur Mission 2030“

Seit Juli 2025 steht Florian Lehmann an der Spitze von Krug + Priester. Der neue CEO spricht über strategische Ziele, nachhaltiges Wachstum, die Weiterentwicklung von Organisation und Vertrieb sowie die Bedeutung einer starken, zukunftsorientierten Unternehmenskultur im internationalen Wettbewerb.

Nach einer dreimonatigen Einarbeitungsphase hat Florian Lehmann im Sommer 2025 den Vorsitz der Geschäftsführung von Krug + Priester übernommen und ist zusätzlich dem K+P-Gesellschafterkreis beigetreten. Der gebürtige Rheinländer bringt umfassende Erfahrung aus internationalen Führungspositionen bei WMF und KWC mit. Im Gespräch mit dem PBS Report erläutert er, wie er das Traditionsunternehmen strategisch auf die Zukunft ausrichtet und welche Schwerpunkte die „Mission 2030“ setzt.

Herr Lehmann, Sie haben in Ihrer Karriere bereits mehrere Transformationsprozesse begleitet – unter anderem bei WMF und KWC. Welche Erfahrungen aus diesen Jahren helfen Ihnen heute, die Weiterentwicklung von Krug + Priester erfolgreich zu gestalten?
Lehmann: Ich habe ein tiefes Verständnis dafür gewinnen können, wie Veränderung in einem Unternehmen wirklich funktioniert – jenseits von Strategiepapieren. Erfolgreiche Transformation hängt vor allem von drei Faktoren ab: Klarheit in der Zielsetzung, konsequente Kommunikation und das frühzeitige Einbinden der Mitarbeitenden.

Ich habe gelernt, dass Veränderungsprozesse nicht nur top-down gesteuert werden dürfen, sondern auch auf die Dynamiken und Bedürfnisse innerhalb der Organisation eingehen müssen. Das hat mir Sicherheit in der Ausgestaltung von Change-Management gegeben und meine Fähigkeit geschärft, Stimmungen im Unternehmen richtig einzuordnen und aktiv zu gestalten.

Diese Erfahrungen sind jetzt bei Krug + Priester besonders wertvoll. Ich weiß, dass Transformation Zeit braucht, nicht immer linear verläuft und dass Widerstände normal sind. Gerade deshalb kann ich mit Ruhe, Klarheit und Struktur an die für uns wichtigen Themen herangehen – und dabei alle Stakeholder auf Augenhöhe mitnehmen.

Herr Lehmann, was würden Sie als Ihre größte Stärke bezeichnen — und wie möchten Sie diese bei Krug + Priester einbringen?
Lehmann: Als Führungskraft zeichnen mich Ausdauer und Beharrlichkeit aus. Ich werde nicht müde, den Finger immer wieder in die Wunde zu legen. Ich motiviere Teams, eingefahrene Denkmuster zu hinterfragen, und achte darauf, dass wir uns nicht im Detail verlieren. Entscheidend ist, die wichtigen Dinge konsequent anzupacken und umzusetzen. Mir gelingt es, authentisch und verbindlich zu führen. Ich bin experimentierfreudig, offen für neue Wege und bereit, Dinge auszuprobieren.

Krug + Priester steht für Präzision, Qualität und Beständigkeit. Wo sehen Sie Ansatzpunkte, um diese Stärken in den nächsten Jahren mit einer zukunftsgerichteten Strategie zu verbinden?
Lehmann: Präzision, Qualität und Beständigkeit sind herausragende Stärken – und zugleich ein starkes Fundament. Denn Zukunft braucht Herkunft. Gerade in Zeiten des Wandels geben diese Werte Orientierung und Vertrauen, intern wie extern. Die Marke IDEAL steht seit Jahrzehnten für genau diese Werte. Ich sehe die Chance darin, sie nicht als Gegensatz zu Innovation zu verstehen, sondern als deren Grundlage.

Präzision kann durch Digitalisierung und Automatisierung weiterentwickelt werden, damit unsere Prozesse effizienter und datengetriebener werden.

Qualität ist ein Differenzierungsmerkmal, wenn wir Innovation, Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz stärker miteinander verzahnen.

Und Beständigkeit bedeutet für mich, Veränderung nicht als hektischen Aktionismus zu betreiben, sondern als geplanten, nachvollziehbaren Prozess – ohne Vertrauen zu beschädigen oder die Identität unserer Marke zu verwässern.

Mit einer zukunftsgerichteten Strategie geht es weniger darum, Bestehendes zu ersetzen, sondern darum, Mut zu haben, Neues auszuprobieren und das Unternehmen dadurch breiter aufzustellen.

Sie sprechen von einer „Mission 2030“. Was verbirgt sich konkret hinter dieser Initiative – und welche Themen stehen dabei im Mittelpunkt?
Lehmann: Unsere „Mission 2030“ ist unser Kompass auf dem Weg zu profitablem Wachstum. Sie beschreibt konkrete qualitative und quantitative Ziele für eine nachhaltige Ausrichtung in unruhigen Zeiten. Der Fokus liegt auf Kundenzentrierung, neuen Produkten und Services, wegweisenden Technologien, ökologischer Verantwortung und organisatorischer Weiterentwicklung – mit Leidenschaft, aber auch mit der nötigen Resilienz.

Wir haben in den oberen Preissegmenten eine marktführende Stellung, müssen aber auch in den unteren Preissegmenten überzeugende Lösungen anbieten. Wir bewegen uns in wettbewerbsintensiven, reifen Märkten. Daher entwickeln wir uns in der Distributionspolitik zu einer Multi-Channel-Vertriebsorganisation mit neuen Zielgruppen, insbesondere im B2C-Bereich. Natürlich bleiben wir ein verlässlicher Partner des Fachhandels. Wir dürfen uns aber nicht vor den Veränderungen im Kaufverhalten verschließen.

Darüber hinaus wollen wir Prozesse und Abläufe stärker automatisieren, digitalisieren – Stichwort KI – und neue Geschäftsfelder aufbauen. Es geht dabei nicht nur um Technologie, sondern auch um Haltung: darum, wie wir als Unternehmen denken, handeln und Verantwortung übernehmen.

Alles, was wir tun, muss auf die heutigen und zukünftigen Bedürfnisse unserer Kunden einzahlen. Kundenzentrierung ist für mich dabei die wichtigste Maxime.

Die Internationalisierung gehört für viele mittelständische Hersteller zu den größten Herausforderungen. Welche Rolle spielt das Auslandsgeschäft künftig für Krug + Priester, und welche Märkte sind für Sie besonders relevant?
Lehmann: Das Auslandsgeschäft spielt für Krug + Priester von Beginn an eine zentrale Rolle. Wir erwirtschaften aktuell rund 80 Prozent unseres Umsatzes außerhalb unseres Heimatmarktes.

Im Rahmen unserer „Mission 2030“ haben wir eine Handvoll strategischer Fokusmärkte definiert, denen wir besondere Aufmerksamkeit schenken. Neben Deutschland werden insbesondere unsere Schwestergesellschaften in den USA und in Frankreich künftig stärker in den Fokus rücken. In diesen Märkten verfügen wir über eigene Strukturen und damit über maximale Nähe zum Kunden.

Unser Ziel ist es, in diesen Fokusmärkten überproportional zu wachsen. Vertrieb und Marketing werden dort künftig noch stärker, strategischer und differenzierter ausgerichtet. Daneben gibt es Kern- und Mitnahmemärkte, für die wir ebenfalls spezifische Betreuungskonzepte definiert haben.

Wir haben keine unendlichen Ressourcen und müssen unsere Mittel gezielt einsetzen. Mein persönlicher Fokus liegt dabei stark auf der Arbeit „am System“. Das heißt, ich sehe meine Rolle darin, Organisationsstrukturen zu optimieren und Hauptprozesse zu hinterfragen und, wo nötig, anzupassen.

Neben den heute bereits erschlossenen Märkten werden wir unseren internationalen Fußabdruck kontinuierlich erweitern. Da ich eine hohe Affinität für interkulturelles Management habe, freue ich mich sehr darauf.

Digitalisierung und organisatorischer Wandel gehören heute zu den zentralen Aufgaben jeder Unternehmensführung. Welche Prioritäten setzen Sie dabei in Vertrieb, Marketing und internen Strukturen?
Lehmann: Digitalisierung und organisatorischer Wandel sind keine Selbstzwecke, sondern Mittel zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Priorität hat, was den größten Hebel für Kundennutzen, Effizienz und Zukunftsfähigkeit bietet.

Im Vertrieb liegt mein Fokus auf der intelligenten Nutzung von Daten. Ziel ist es, Kundenbedürfnisse frühzeitig zu erkennen, Prozesse zu automatisieren und durch digitale Kanäle neue Märkte oder Kundensegmente zu erschließen – ohne den persönlichen Kontakt zu verlieren, wo er Mehrwert stiftet. Digitale Tools sollen den Vertrieb stärken, nicht ersetzen.

Im Marketing geht es darum, das Zusammenspiel von Kunde, Marke und Technologie zu optimieren. Priorität haben datengetriebene Segmentierung, personalisierte Kundenansprache und konsistente Kommunikation über alle Kanäle – immer mit dem Ziel, die Marke erlebbar zu machen und messbare Ergebnisse zu erzielen.

Bei den internen Strukturen steht für mich im Vordergrund, Silos abzubauen und Transparenz sowie abteilungsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern. Digitalisierung bedeutet hier: Prozesse neu denken, nicht nur digital abbilden. Gleichzeitig achte ich auf klare Rollen, Verantwortlichkeiten und darauf, dass Mitarbeitende den Wandel verstehen und mitgestalten können.

Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz, der digitale und kulturelle Transformation zusammendenkt – mit klaren Prioritäten und der nötigen Flexibilität, um auf neue Entwicklungen reagieren zu können.

Nach einer intensiven Einarbeitung haben Sie die Verantwortung übernommen. Wie möchten Sie die Unternehmenskultur prägen, um Mitarbeitende und Partner langfristig zu binden und für die gemeinsame Vision zu gewinnen?
Lehmann: Wir haben ambitionierte Ziele. Wir wollen profitabel wachsen. Alle Impulse, die es von meiner Seite geben wird, zahlen auf diese Mission ein. Wir müssen täglich die Effektivität unseres Handelns hinterfragen und die richtigen Prioritäten setzen. Ich werde immer wieder fragen: „Machen wir die richtigen Dinge, die auf unsere Mission einzahlen?“ Wenn ja, folgt die zweite Frage: „Machen wir diese Dinge auch richtig?“

Ich bin ein starker Verfechter von Teamarbeit und Transparenz. Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Wir müssen also alle an einem Strang ziehen. Team steht für mich nicht für „Toll, einer alleine macht’s!“. Mir geht es darum, nicht nur Führungskräfte, sondern alle Mitarbeitenden zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen. Natürlich braucht es klare Leitplanken. Aber innerhalb dieser soll jede und jeder selbst ans Steuer und Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen.

In der Kunden-Lieferanten-Beziehung wünsche ich mir Partnerschaft auf Augenhöhe. Das gelingt am besten durch Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit – aber nicht im Sinne einer Einbahnstraße.

Herr Lehmann, ich danke für das Gespräch.
ideal.de