20.04.2018
Charisma und die Liebe zum Produkt
Seit über 85 Jahren ist „Viehausen“ in Erkelenz ein Begriff für Schreibwaren, Bürobedarf und Bücher. Heute wird das Fachhandelsgeschäft in dritter Generation geführt. Das Schulranzengeschäft zieht Kunden aus der gesamten Region an.

Wenn Kunden im Ladengeschäft anfangen zu „schnöven“, dann ist das ganz und gar nicht ungewöhnlich. Zumindest nicht, wenn sich die Örtlichkeit im Rheinland befindet – genauer gesagt in Erkelenz. Aber dazu später mehr. Die Stadt liegt rund 15 Kilometer südwestlich von Mönchengladbach. An den östlich gelegenen Teile des Stadtgebietes nagt seit einigen Jahren der Braunkohletagebau Garzweiler II. Das ist vielleicht der Grund, warum die rund 43 500 Einwohner der Stadt Erkelenz das Beständige lieben.

Und dazu zählt sicherlich auch die Friedrich Viehausen GmbH. Seit 1932 gehört das Schreibwarengeschäft und die Buchhandlung zum Stadtbild. Seit 37 Jahren wird das Fachgeschäft mit über 850 Quadratmetern in dritter Generation von den Geschwistern Barbara Viehausen-Phlippen und Christopher Viehausen geführt.

Die enge Verbundenheit zu Schreibwaren, Bürobedarf und Büchern zeigt sich an einer Frage, die Christopher Viehausen nicht sofort beantworten kann, nämlich, welcher Sortimentsbereich sein besonderes Steckenpferd sei. „Mit drei Jahren habe ich doch schon Akten vernichtet“, lacht Viehausen und aufgewachsen sei er praktisch zwischen den Regalen im Ladengeschäft. „Eigentlich liebe ich jedes Produkt.“ Bei den Schreibgeräten, das verraten dann seine Mitarbeiter, halte sich ihr charismatischer Chef allerdings besonders gerne und oft auf.

Schließlich beginnt Christopher Viehausen begeistert zu erzählen, von exklusiven Schreibgeräten, aber auch von Kindern, die ihren ersten Füllhalter haben wollen. Das mache großen Spaß und das Schreiben mit der Hand sei für ihn eine Herzensangelegenheit. „Die Eltern erhalten von uns darüber hinaus viele nützliche Ratschläge für eine gute Schrift.“ Das Schreiben mit der Hand habe eine immense Bedeutung für das Lernen, die Merkfähigkeit und die kognitive Entwicklung. Von der Politik und der PBS-Branche fordert Christopher Viehausen daher mehr Engagement zum Erhalt der Handschrift. Da kommt für den Fachhändler das Trendthema „Handlettering“ – die Buchstaben werden nicht geschrieben, sondern gezeichnet – eigentlich gerade recht. Dazu hat das Fachgeschäft in der Kölner Straße bereits zwei Workshops angeboten. „Das kam bei unseren Kunden sehr gut an“, berichtet Viehmann. Unser „Mini-Kaufhaus“, sagt der Geschäfsführer, „bietet dazu ausreichend Platz.“ Regelmäßig organisiert die Buchabteilung, die von Barbara Viehausen-Phlippen geleitet wird, Autorenlesungen. „Dann kommen bis zu 100 Gäste und die Regale werden zur Seite geschoben.“

Beim Thema Schule werden bei „Viehausen“ alle Register gezogen. Zum Schulanfang und beim Schultaschenkauf werden Gutscheine ausgegeben, in die weitere stationäre Geschäfte eingebunden sind. Das sorge nicht nur für zahlreiche Kontakte, sondern binde die Menschen an die Angebote vor Ort. Wenn es um den richtigen Schulranzen geht, dann wächst „Viehausen“ weit über die Stadtgrenze hinaus. Das Einzugsgebiet umfasst dann sogar über 200 000 potenzielle Käufer im Umkreis.

Die Schulranzenabteilung heißt hier „Tom‘s Tornister“. Dahinter verbirgt sich der Schwiegersohn von Barbara Viehausen-Phlippen, Thomas Ropertz. Unter dem Motto „aussuchen, anfassen, anziehen“ wird „eine Riesenauswahl an verschiedenen Markenranzen geboten. Die zukünftigen ABC-Schützen können unter bis zu 200 vorrätigen Ranzen ihren Favoriten auswählen und sofort anprobieren. Das speziell geschulten Team kümmert sich bei „Tom‘s Tornister“ um die individuellen Bedürfnisse der Kinder. „Wir nehmen uns die Zeit und schauen genau hin, welcher Ranzen auch unter gesundheitlichen Aspekten auf welchen Rücken passt und auf Dauer problemlos getragen werden kann“, sagt Thomas Ropertz.

Um den Kindern einen noch besseren Blick auf ihren zukünftigen Ranzen zu ermöglichen, gibt es den elektronischen Spiegel, in dem sich die Kinder mit ihrem zukünftigen Ranzen von vorne und auch von hinten sehen können. Als kleines Andenken bekommt jedes Kind beim Ranzenkauf die bekannten Viehausen-Coupons und eine Urkunde mit Erinnerungsfoto: „Mein erster Ranzen und ich“.

„Alles. Besonders. Schön“. oder kurz A.B.S. – das ist das von Soennecken vor über zehn Jahren entwickelte Konzept zur Aufwertung der Ladengeschäfte. Als Soennecken-Mitglied ist das Fachgeschäft „Viehausen“ aktiv tätig: „Wir tauschen uns fast täglich mit den Kollegen aus der Gruppe aus und entwickeln dadurch Weitsicht bei der Suche nach neuen Trends“, berichtet Christopher Viehausen.

Suchen, schnüffeln, spionieren oder „schnöven“ wie der Erkelenzer sagt, das dürfen die Kunden ganz offiziell – wie zu Beginn erwähnt – bei „Viehausen“ einmal im Jahr. Maximal zwölf Personen lassen sich zu diesem Event nach Feierabend im Laden einschließen, um u.a. exklusive Füllhalter zu testen, sich ungestört über Büroprodukte zu informieren, in Bücherecke zu schmökern oder die Geschäftsleitung bei Snacks und Getränken Löcher in den Bauch zu fragen. Bei diesem Wohlfühlambiente wird dann gerne gekauft. Der Eintrittspreis zu dieser Veranstaltung wird dann natürlich verrechnet.