GenZ: „Mehr Sinn, mehr Kommunikation, mehr Feedback“

Kommunikation ist einfach. Kommunikation ist nicht immer leicht. Das erleben wir jeden Tag – privat und beruflich. Wenn wir denken: Jetzt fließt die Kommunikation im Team oder in unserem Unternehmen richtig gut, betritt eine neue Generation das Spielfeld und mischt die Karten neu.

„Die Macht der Demografie ist mit ihnen.“ (Professor Christian Scholz)

Ich gehöre zur „Generation Golf“. Das ist die Altersgruppe, bei der sich die Welt gefühlt noch richtig langsam drehte. Es gab klassische Berufe, die ein hohes Ansehen genossen und unverwüstlich schienen, feste Rollenklischees und im Vergleich zu heute schritt das Leben im Schneckentempo voran. Mit meinem Geburtsjahr beginnt die Veränderung – auch wenn das 1973 den meisten Menschen noch nicht bewusst war: Durch die Entwicklung des sogenannten „Internetprotokoll TCP2“ setzten dessen Erfinder einen Meilenstein, der dafür sorgte, dass die Welt langsam, aber sicher kleiner wurde und gleichzeitig das Tempo mit jedem Jahr beschleunigte.

Klar, dass sich damit auch das Kommunikationsverhalten veränderte. Dabei war es schon immer so, dass jede Generation ihre eigene Sprache entwickelte. Das sehen wir an der Zahl der Wörter, die wir Jahr für Jahr neu in unseren Sprachschatz aufnehmen und an dem Jugendwort des Jahres, dass jeweils im September gekürt wird. Kennen Sie das Jugendwort des Jahres 2022? Ich kannte es nicht und musste es googeln: „Smash“. Es bedeutet „etwas mit jemandem anfangen“.

Jugendsprache und eine veränderte Kommunikation sind wichtig, damit sich die Jugendlichen von ihrem Erwachsenen-Umfeld abgrenzen. Apropos Umfeld. Die Generation Z ist die erste Generation, die vollständig mit dem Internet aufgewachsen ist. Sie kennt die internetlose Zeit gar nicht. Das heißt auch, dass ihre Vorbilder, von denen sie gelernt und die sie als Kinder kopiert haben, nicht nur auf das regionale Umfeld Familie, Freunde und Schule beschränkt war. Social Media ermöglicht ihnen den Blick über den Tellerrand hinaus in die weite Welt.

Dieser Weit-Blick wirkt sich ganz automatisch auf Sprache, Kommunikation und Verhalten aus und damit auf die Arbeitswelt. Ich habe das Gefühl, das noch nie so viel über eine Generation diskutiert und spekuliert wurde wie über die GenZ. Nahezu täglich lese oder höre ich die wildesten Annahmen, wie die jungen Menschen, die zwischen 1996 und 2010 geboren wurden, ticken. Sie seien faul, freizeitorientiert und demotiviert, schreiben die einen. Sie wollen mehr Sinn in ihrem Job, wünschen sich ein gutes Arbeitsklima und suchen einen Bereich, der „cool“ ist und gleichzeitig Sicherheit bietet, die anderen.

Was denn nun?
Fakt ist: Ohne die GenZ sieht es düster aus auf dem Arbeitsmarkt, denn in den nächsten zehn Jahren werden rund ein Viertel der heutigen Arbeitnehmer in den Ruhestand gehen. Und damit können diejenigen, die nun nach und nach auf den Arbeitsmarkt strömen, mit einem stabilen Selbstbewusstsein sagen: „Hier bin ich – was kannst du mir bieten?“

Da können wir uns echauffieren und aufregend – ändern können wir es nicht. Im Gegenteil: Wir müssen gemeinsam mit dieser Generation neue Wege finden. Der erste Schritt ist die Kommunikation. Wo erreichen wir diese Zielgruppe, die keine Zeitung liest? Wie sprechen wir sie an, sodass sie überhaupt motiviert ist, sich bei uns zu bewerben? Was ist ihr wichtig und welche Kommunikation wünscht sie sich?

Eins ist klar: Mit Bleiwüsten erreichen wir sie nicht. Sie sind es gewohnt, hochwertige Inhalte mit einer hohen Glaubwürdigkeit zu konsumieren. Im Idealfall ist das eine Kombination aus wenig Text, Aufzählungen und Bildelementen. Offenheit und Transparenz spielen dabei eine große Rolle. Die GenZ schaut genau hin und lässt sich nicht so schnell von leeren Versprechungen und Worthülsen ködern. Die Kommunikation soll persönlich sein und idealerweise einen echten Nutzen haben. Ihnen ist wichtig, was sie tun und wie sie es tun.

Der Austausch und die Kommunikation mit den Führungskräften spielen für sie eine große Rolle. Sie wollen gesehen, gehört und ernst genommen werden. Schließlich sind sie das aus „ihrer Social Media Welt“ so gewöhnt, wo Anerkennung und Feedback im Minutentakt gegeben werden.

Die GenZ ist in eine Welt hineingewachsen, in die sie sich und ihre eigenen Ideen einbringen will. Sie wünscht sich regelmäßig Feedback und will wissen, wo sie steht. Das bedeutet, dass sich Führungskräfte mehr Zeit nehmen müssen und regelmäßig Gespräche, am liebsten von Angesicht zu Angesicht, führen sollten. Dass die Kommunikation offen und wertschätzend ist, versteht sich von selbst.

Es ist wichtig, miteinander in den Dialog zu treten, abseits von Modeworten, Trends und Entwicklungen, sich generationsübergreifend auszutauschen und über die Themen zu sprechen, die alle Beteiligten bewegen. Denn am Ende steht doch das Große und Ganze: Dass alle ihren Job gut machen möchten und gemeinsam an einem Strang ziehen müssen.

Neulich hat mir ein Podcast Gast erzählt, dass er, über 60 Jahre alt, sich bewusst mit Menschen vernetzt, die halb so alt sind wie er. Er trifft sich mit ihnen und tauscht sich über Themen und Herausforderungen aus. Eine Art Mentoring, von dem beide Seiten profitieren. Ein anderer Gast erzählte mir von ihrem Konzept, einmal im Quartal mit jedem Mitarbeitenden 20 Minuten lang spazieren zu gehen – bei Wind und Wetter. In diesen 20 Minuten geht es nicht um die Arbeit, sondern um den Menschen. Beide Ansätze gefallen mir sehr, denn sie stellen den Menschen und die Kommunikation in den Mittelpunkt.

Kurze und schnelle Kommunikationswege sind wichtig und wertvoll. Ohne sie läuft nichts mehr. Aber ich finde, wir sollten mehr Wege finden, persönlich und echt in den Austausch zu gehen und uns wirklich Zeit dafür nehmen, den anderen und seine Gedanken ernst zu nehmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir Babyboomer, Millennials oder die GenZ vor uns haben.
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