25.07.2025

The Navigator Company: Neuer CO2-Fußabdruck für Papier und mehr Transparenz

Was bedeutet Nachhaltigkeit, wenn man sie durchwandert? The Navigator Company lud zu einer besonderen Kundenveranstaltung nach Setúbal. Zwischen Konferenzsaal und Eukalyptuswald zeigte der portugiesische Papierhersteller, was gelebte Transparenz bedeutet – mit der CEPI-Methode „Ten Toes“, erlebbarer Biodiversität und einer Pflanzaktion, die mehr war als ein symbolischer Akt.

Wo Zukunft Wurzeln schlägt: In der Herdade de Espirra bei Setúbal wachsen jährlich über zwölf Millionen Setzlinge – der Ursprung einer nachhaltig organisierten Papierproduktion.
Wo Zukunft Wurzeln schlägt: In der Herdade de Espirra bei Setúbal wachsen jährlich über zwölf Millionen Setzlinge – der Ursprung einer nachhaltig organisierten Papierproduktion.

Strahlend blauer Himmel über dem portugiesischen Setúbal an diesem Morgen, als wir durch das historische Eingangstor der Herdade de Espirra schreiten – einer Baumschule, die man eher für ein botanisches Forschungslabor als für den Ursprung einer industriellen Wertschöpfungskette halten könnte. Hier, nahe Pegões, wo auf zwanzig Hektar Fläche jährlich über zwölf Millionen Forstpflanzen entstehen, empfing The Navigator Company am 20. Mai 2025 rund 70 Kunden aus der Papier-, Büro- und Verlagsbranche aus ganz Europa und Kanada.

Ein Tag, der ganz im Zeichen einer zentralen Frage stand: Wie lässt sich Papier verantwortungsvoll, emissionsarm und nachvollziehbar produzieren? Navigator antwortete darauf mit Zahlen, Technologien – und einem Baum.

Transparenz mit System: Navigator erklärte das Rückverfolgbarkeitssystem – ein zentraler Baustein zur Umsetzung der EU-Verordnung gegen Entwaldung (EUDR).
Transparenz mit System: Navigator erklärte das Rückverfolgbarkeitssystem – ein zentraler Baustein zur Umsetzung der EU-Verordnung gegen Entwaldung (EUDR).

Von der Regulierung zum Wald
Den Auftakt der Veranstaltung übernahm Margherita Miceli vom Branchenverband CEPI mit einer fundierten Einführung in die neue EU-Verordnung gegen Entwaldung (EUDR). Ab Ende 2025 dürfen Holzprodukte in der EU nur noch dann gehandelt werden, wenn ihre Herkunft eindeutig belegt ist – per Geodaten, Dokumentation, Sorgfaltserklärungen. Ein bürokratischer Kraftakt, aber auch ein Wettbewerbsfaktor für Unternehmen mit belastbaren Lieferketten.

„Unsere Kunden brauchen nachvollziehbare Daten.“ Sofia Castelão, Head of Management Systems bei Navigator zeigte, wie diese Anforderungen konkret umgesetzt werden: mit einem internen Rückverfolgbarkeitssystem, das Geodaten, Zertifizierungen und Produktionschargen in Echtzeit dokumentiert. 80 Prozent des eingesetzten Holzes stammen aus Portugal und Spanien, 20 Prozent aus Südamerika. Ab Juli 2025 startet die Integration mit dem EU-TRACES-System, produktiv ab November.

Das CEPI-Modell „Ten Toes“ macht den CO2-Fußabdruck von Papierprodukten entlang der gesamten Lieferkette nachvollziehbar – inklusive aller indirekten Emissionen.
Das CEPI-Modell „Ten Toes“ macht den CO2-Fußabdruck von Papierprodukten entlang der gesamten Lieferkette nachvollziehbar – inklusive aller indirekten Emissionen.

Ein Fußabdruck mit „Ten Toes“
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Vorstellung des neuen Produkt-CO2-Fußabdrucks von Navigator, berechnet nach dem „Ten Toes“-Modell des Branchenverbands CEPI. João Costa Correia, Strategic Sustainability Manager, erläuterte das cradle-to-gate-Modell, das auch Scope-3-Emissionen einbezieht und so einen transparenten Vergleich entlang der gesamten Lieferkette ermöglicht. Laut Benchmarking durch FisherSolve zählt Navigator damit zu den emissionsärmsten Anbietern in Europa.

Dekarbonisierung als Investitionsprogramm
Die Zielsetzungen sind ehrgeizig: Bis 2035 will Navigator die direkten Emissionen im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems (EU-ETS) um 86 Prozent gegenüber 2018 senken. Für die kombinierten direkten und strombezogenen Emissionen (Scope 1 und 2) ist eine Reduktion um 63 Prozent im Vergleich zu 2020 vorgesehen. Auch bei den indirekten Emissionen (Scope 3) strebt das Unternehmen eine Verringerung um 37,5 Prozent bis 2035 an. Schon heute hat Navigator im EU-ETS-Bereich eine Emissionsminderung von 41 Prozent erzielt.

Bis 2028 will Navigator mehr als 350 Millionen Euro in emissionsarme Technologien investieren. Ein zentrales Projekt dieser Investitionsoffensive ist der neue Rückgewinnungskessel am Standort Setúbal, der im ersten Quartal 2025 in die Testphase ging. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 135,8 Millionen Euro. Weitere Anlagen sollen im Laufe des Jahres folgen: In Aveiro entsteht ein neues Kraft-Wärme-Kopplungswerk auf Basis erneuerbarer Energien für die Tissue-Produktion. In der Zellstofffabrik in Figueira da Foz sind der Start einer neuen Dampfturbine sowie eines Kalkofens geplant – letzterer wird mit nachhaltiger Biomasse betrieben.

Partnerschaften und Markenführung
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war auch die strategische Weiterentwicklung des Markenportfolios. Joao Escoval, Head of Brands, betonte: „Unsere Marken sind ein Spiegel unserer Werte. Navigator steht für Qualität und Verlässlichkeit – das gilt es zu bewahren, aber auch weiterzuentwickeln.“

Catarina Novais, Marketing Director, ergänzte: „In einer sich verändernden Welt braucht es klare Botschaften und Partner, die diese mittragen. Wir arbeiten eng mit unseren Kunden und Vertriebspartnern zusammen, um markenübergreifende Konzepte zu entwickeln, die nicht nur funktionieren, sondern auch Verantwortung transportieren.“

Die enge Zusammenarbeit mit dem Handel spielt dabei eine Schlüsselrolle. Neue Lösungen im Segment nachhaltiger Verpackungen und personalisierter Papierprodukte werden gemeinsam mit Pilotkunden getestet. Ziel ist eine dynamische, zugleich verlässliche Markenführung, die Händler unterstützt und Verbraucher überzeugt.

Ein Ort, an dem Zukunft wächst
Am Nachmittag wechselt der Blickwinkel. Die Gäste folgen Carmen Correia, Head of Nursery, durch die Herdade de Espirra. Hier wachsen jährlich über zwölf Millionen Setzlinge, darunter genetisch selektierte Eukalyptussorten – abgestimmt auf Regionen, Bodenbeschaffenheit und Klimabedingungen. Tropfbewässerung senkt den Wasserverbrauch um 21 Prozent, das Substrat wird wiederverwendet.

Biodiversität zum Anfassen: Blühflächen, Nistkästen und Wildkorridore machen die Baumschule zu einem Hotspot für Artenvielfalt – gelebte Verantwortung auf über 20 Hektar Fläche.
Biodiversität zum Anfassen: Blühflächen, Nistkästen und Wildkorridore machen die Baumschule zu einem Hotspot für Artenvielfalt – gelebte Verantwortung auf über 20 Hektar Fläche.

Biodiversität als gelebte Praxis
Navigator hat die Baumschule gezielt zu einem Hotspot der Biodiversität entwickelt. Blühflächen für Bestäuber, Nistkästen für Vögel, Renaturierungsmaßnahmen und die gezielte Entfernung invasiver Arten sind sichtbarer Ausdruck eines neuen Selbstverständnisses: nachhaltige Aufforstung mit aktiver Artenförderung. Insgesamt gelten 11,8 Prozent der Navigator-Flächen als Schutzgebiete. Über 1 100 Pflanzen- und 268 Tierarten wurden identifiziert, 92 Prozent der Holzlieferanten sind FSC- oder PEFC-zertifiziert. Ein Video der Tochtergesellschaft Viveiros Aliança zeigt, wie sorgfältig das ökologische Gleichgewicht gepflegt wird.

Der Wald spricht – und alle hören zu
Forstexperte Pedro Silva führt die Gruppe weiter in den angrenzenden Wald. Auf sandigem, staubigem Boden wächst mehr als Eukalyptus: Ginster, Korkeichen, Lavendel, Rosmarin. „Wir haben Wildkorridore eingerichtet, Wasserläufe geschützt und invasive Arten entfernt“, erklärt Silva. Die Gäste hören aufmerksam zu – man merkt: Das hier ist mehr als CSR. Es ist eine gelebte Strategie.

Jeder Gast pflanzte am Ende der Veranstaltung einen eigenen Baum – inklusive Namensschild, Sortenangabe und Herkunftscode.
Jeder Gast pflanzte am Ende der Veranstaltung einen eigenen Baum – inklusive Namensschild, Sortenangabe und Herkunftscode.

Schaufel in der Hand, Wurzel im Boden
Zum Abschluss dürfen dann alle Gäste selbst Hand anlegen: Jeder pflanzt einen Eukalyptusbaum. Die Stimmung ist lebendig – es wird gelacht, diskutiert, fotografiert. Auf jedem Holzpflock steht ein Name, daneben die Sorte und ein Herkunftscode.

In zwölf Jahren, so erklärt man uns, wird der Baum zum ersten Mal geerntet. Vielleicht für einen Schreibblock. Vielleicht für einen Geschäftsbericht. Vielleicht für ein Kinderbuch. Sicher aber für eine Zukunft, die transparent, messbar und bewusster ist.

Historie trifft Innovation
Ein Blick zurück: Navigator ist kein Start-up, sondern tief verwurzelt in der Industriegeschichte Portugals. Im Werk Cacia, das heute als „Universität der Zellulose“ gilt und vor fast genau 72 Jahren den Betrieb aufnahm, wurde bereits 1957 weltweit erstmals Eukalyptuszellstoff industriell produziert – ein Meilenstein. Und bis heute ein Symbol für die Verbindung von Technologie und Verantwortung.
thenavigatorcompany.com