18.03.2024
Der Brother HL-630 revolutionierte 1994 den Druckermarkt
Mit der Markteinführung des HL-630 von Brother und mit einem Preis unter 1000 Mark beginnt eine rasante Verbreitung von Laserdruckern in Unternehmen und Haushalten. Seither hat sich einiges getan, wie uns Brother-Geschäftsführer Matthias Kohlstrung im Interview verriet.
Die grundlegende Idee und Technologie der Laserdrucker reichen zurück bis ins Jahr 1938. Und noch bis in die späten 1970er Jahre waren Laserdrucker so teuer wie Einfamilienhäuser – wenn auch nicht ganz so groß. Tischgeräte und damit Drucker für kleinere Büroumgebungen kamen erst in den 80er Jahren auf. Aber auch da galt, dass diese nicht nur recht schwer und groß, sondern noch immer mehrere Tausend Mark teuer und somit nur für eine überschaubare Zielgruppe überhaupt zugänglich waren.
Eine neue Dimension beim Preis und auch der Größe
Das änderte sich 1994 mit dem von Grund auf neu entwickelten Laserdrucker HL-630. Damit brachte Brother nicht nur ein äußerst kompaktes, sondern auch ein für damalige Verhältnisse richtungsweisend günstiges Gerät auf den Markt. Der Verkaufspreis unterschritt erstmals die magische Preisgrenze von 1.000 Mark in Deutschland.
Die Markteinführung galt seinerzeit als Meilenstein zur „Demokratisierung des Druckens“. Mit dem HL-630 konnten erstmals auch kleine Unternehmen und sogar Privatanwender angesprochen werden, die zuvor nur die Wahl zwischen einem lauten Nadeldrucker oder einem langsamen Tintendrucker hatten. Der HL-630, das „HL“ steht übrigens für „High-resolution Laser“ hatte eine, für damals hohe Druckauflösung von 300 dpi – heute sind mindestens 600 dpi gängig.
Brother wurde damals aufgrund seiner Herkunft von Schreib- und Nähmaschinen sowie Taschenrechnern noch von vielen belächelt. Doch, dank des Erfolgs des HL-630 wird der Hersteller – zwischenzeitlich europäische Marktführer (in 2023/Q3, laut dem „Imaging and Printing Tracker“ der IDC) – heute ganz anders wahrgenommen.
Von der Preisrevolution zur technischen und nachhaltigen Evolution
Während das Unterschreiten der Schwelle von 1.000 Mark damals eine Sensation war, bekommt man ein aktuelles – vielfach leistungsstärkeres und besser ausgestattetes – Einstiegsmodell wie den HL-L2400DW bereits für 140 Euro. Bereinigt um die Kaufkraft zahlt man nach 30 Jahren Evolution für ein Einstiegsgerät also nur noch ein Sechstel. Ein Vergleich mit Brothers „Ur-Laserdrucker“ HL-630 offenbart natürlich viele große Fortschritte, aber auch überraschend viel Gemeinsames.
Toner und Trommel getrennt: Damals wie heute setzt Brother (entgegen vielen anderen Herstellern) auf die Trennung von Toner und Bildtrommel, die erst nach mehreren Tonerwechseln ausgetauscht werden muss. Das sorgt nicht nur für eine Kostenreduzierung, sondern auch für deutlich weniger Müll.
Wiederverwendung statt nur Recycling: Bereits seit 2004 bietet Brother ein kostenloses Rücknahmeprogramm für aufgebrauchte Tonerkartuschen an. Diese werden nicht nur recycelt, sondern zu großen Teilen vollständig aufbereitet und kommen anschließend wie neu produzierte Ware wieder in den Handel. Der Prozess ist mittlerweile so ausgefeilt, dass auch am Ende des Lebenszyklus der Kartusche nichts mehr auf der Deponie landet.
Zwar bieten auch andere Hersteller Recyclingprogramme für ausgediente Kartuschen an, jedoch handelt es sich dabei oftmals lediglich um eine stoffliche Verwertung der einzelnen Materialien.
Blauer Engel: Die Preise sinken, aber die Anforderungen an der Umweltverträglichkeit steigen. Allen voran gilt dies für das Umweltzeichen „Blauer Engel“ (nach DE-UZ 219), für den ein Großteil der Brother-Drucker zertifiziert ist. Dieses bescheinigt nicht nur eine langlebige und recyclinggerechte Konstruktion, die Minimierung der Verwendung von umwelt- und gesundheitsbelastenden Materialien, sondern auch niedrige Emissionen und einen geringen Stromverbrauch.
Ein Alleinstellungsmerkmal hat Brother auch beim neu aufgelegten „Blauer Engel“ (nach DE-UZ 177) für aufbereitete Tonerkartuschen. Der „TN-3512 RE“ ist derzeit als einziges Produkt in dieser Klasse zertifiziert und wird in Krupina (Slowakei) produziert.
Strombedarf: Während der fortwährenden Evolution in 30 Jahren hat sich der Strombedarf zum Teil spürbar reduziert. Im Tiefschlafmodus zieht das aktuelle Modell gerade noch ein halbes Watt – der HL-630 gönnte sich rund das Zwanzigfache – hoch entwickelte und entsprechend energieeffiziente Komponenten machen es möglich.
Brother 2024 – ein einheitliches Konzept
Heute bietet Brother ein breites Portfolio vom S/W-Laserdrucker, über kompakte LED-Farbdrucker, rasante A3-Multifunktionssysteme bis hoch zur neuen L9600er-Farblaser-Flaggschiffserie für die größtmögliche Produktivität und Flexibilität für Privathaushalte und Unternehmen aller Größen und Branchen.
Alle aktuellen Drucker und Multifunktionsgeräte werden selbst entwickelt und in eigenen Fabriken gefertigt. Zudem arbeitet Brother an der Weiterentwicklung seiner Wiederaufbereitungsprozesse und -technologien, um nicht nur die Lebenszyklen der Tonerkartuschen, sondern auch die der Drucker im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu verlängern.
www.brother.de
Interview mit Geschäftsführer Matthias Kohlstrung: Von der Schreibmaschine zum Homeoffice - Brothers evolutionäre Reise
In einem Gespräch mit dem PBS Report teilt Matthias Kohlstrung, Geschäftsführer von Brother, wertvolle Einblicke in die transformative Phase des Unternehmens mit der Einführung des HL-630. Er reflektiert über die Bewältigung der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und unterstreicht das Engagement für Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Matthias Kohlstrung betont die Bedeutung von Anpassungsfähigkeit und Innovationsgeist für die Zukunft, während er einen Ausblick auf die Rolle künstlicher Intelligenz bei Brother gibt.
PBS Report: Die Einführung des HL-630 zu dem damals unfassbar günstigen Preis von unter 1.000 DM markiert einen Meilenstein bei der „Demokratisierung des Druckens“. Nicht nur für die Unternehmen, für das Drucken erschwinglich wurde, sondern bestimmt auch für Brother. Sie waren damals schon im Unternehmen. Können Sie aus Ihrer Sicht beschreiben, was dieser Schritt aus/mit Brother gemacht hat? Was wäre Brother heute, wenn es diesen Coup nicht gegeben hätte?
Kohlstrung: 1994 war ich noch für den Bereich der Haushaltsnähmaschinen verantwortlich. Ich war daher bei der Vorbereitung dieser – für uns sehr wegbereitenden Einführung – nur am Rande beteiligt, weshalb ich die ganze Tragweite nicht sofort ermessen konnte. Aber ich konnte eine unglaubliche Euphorie im Unternehmen spüren. Es war eine Art Aufbruchsstimmung in eine neue Ära im Konzern, die auch alle anderen Produktbereiche erfasst hatte. Zum damaligen Zeitpunkt erzielte die Brother International GmbH in Deutschland einen Jahresumsatz von rund 85 Millionen Euro, wovon die Schreibmaschinen rund 60 Prozent beisteuerten. In der gleichen Organisation verbuchen wir heute rund 380 Millionen Euro. Wobei der Umsatz mit Schreibmaschinenzubehör, wie Bändchen oder Typenräder, kaum noch sichtbar ist. Ich denke, dass wir bei Brother mit unserer Euphorie damals die Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt haben, wie sie von Unternehmen immer und immer wieder verlangt wird.
PBS Report: In den letzten 30 Jahren gab es sicherlich auch für Brother alle möglichen kleineren und größeren Herausforderungen. Die größte dürfte aber vermutlich die Corona-Pandemie gewesen sein. Wie haben Sie diese Zeit speziell bei Brother erlebt, was hat sich für Unternehmen allgemein verändert – währenddessen, aber auch nach der Pandemie, als es mehr und mehr wieder in die Büros zurückging?
Kohlstrung: Aus beruflicher Sicht war die Zeit, die mit Abstand anstrengendste in meinem bisherigen Berufsleben. Nicht im Hinblick auf wirtschaftliche Aspekte das Unternehmen betreffend, wenngleich es selbstverständlich auch in dieser Beziehung Stellschrauben zu drehen galt: plötzlich wegbrechendes Druckvolumen in Unternehmen, plötzlich starke Nachfrage durch das Homeschooling und nicht zuletzt die globalen Verwerfungen in den Lieferketten. Das war aber letztlich ganz normales Management und unterschied sich nicht fundamental von dem davor und danach. Schwierig war die Zeit, weil die Sorge um die Mitarbeitenden und deren Familien so manche Nacht den Schlaf raubte. Wenn man eine so weitreichende Verunsicherung in der Belegschaft spürt, wird auch die persönliche Verantwortung für die Menschen im Unternehmen sehr deutlich spürbar.
Während wir den technischen Umzug ins Homeoffice ohne Probleme gemeistert haben, war der mentale Umzug in der Praxis nicht so einfach wie in der Theorie. Manche hatten plötzlich 24 Stunden lang die ganze Familie im Haus, andere waren 24 Stunden lang ganz allein. Manche sorgten sich um die Gesundheit, andere um den Arbeitsplatz von Familienangehörigen. In dieser Zeit hat sich besonders gezeigt, dass es für einen Arbeitgeber nicht nur um pünktliche Gehaltsüberweisung, betriebliche Altersvorsorge und kostenlose Getränke oder Obstkörbe geht. Aufeinander zu achten, sich zu interessieren, Wertschätzung auf verschiedensten Ebenen sind kaum in Bilanzen abbildbar. Dieser persönliche Umgang der Kolleginnen und Kollegen untereinander hat mir persönlich sehr geholfen.
Dass wir den recht abrupten Umzug ins Homeoffice so gut hinbekommen haben, verdanken wir in der Tat einem glücklichen Umstand, das darf man nicht verschweigen. Wir hatten zwar bereits lange vor der Pandemie damit begonnen, das Homeoffice in unsere Strukturen und Prozesse zu integrieren, weshalb die IT bereits auf die Arbeit außerhalb der Unternehmensbüros vorbereitet war. Aber für knapp ein Drittel der Belegschaft war die Anschaffung der Notebooks erst für den Sommer 2020 vorgesehen. Zum Glück ergab dann die Gelegenheit die Beschaffung der benötigten Geräte im Januar 2020 – also vor dem ersten Lockdown – vorzuziehen. So waren wir technisch auf den unvorbereiteten Lockdown besser vorbereitet als eventuell viele andere Unternehmen.
Alles in allem würde ich sagen: Wir sind sehr gut durch diese Zeit gekommen. Aber dennoch blieb auch einiges auf der Strecke: Kommunikation, Austausch, Kreativität, Diskussionen, strategisches, gemeinsames Denken – das funktioniert über Videocalls nicht. Ich habe daher Verständnis, dass es Unternehmen gibt, die wieder zur Präsenzpflicht zurückgegangen sind. Ich verstehe auch, dass Gewerkschaften eine andere Sicht der Dinge haben. Aber deren beider teilweise doch sehr extreme Argumentation ist für mich nicht nachvollziehbar. Ebenso wenig wie das Festhalten an einer 100-prozentigen Präsenzpflicht, insbesondere in Tech-Unternehmen. Die Mischung macht es.
Es geht um die Kultur im Rahmen von Eigenverantwortung und Ergebnisorientierung. Der Mitarbeitenden soll weitestgehend selbst beurteilen können, was besser in Ruhe – von zu Hause – oder im Team im Unternehmen zu erledigen ist. Dennoch wollen wir, dass der wesentliche Anteil der Arbeit im Büro stattfindet und jeder Bereich immer ein Mindestmaß an Präsenz hat. Nicht, damit sich im Office alle hinter dem Bildschirm verstecken, sondern, um zu interagieren, zu kommunizieren, zu diskutieren. Vor allem natürlich jobtechnisch, aber unbedingt auch privat.
PBS Report: Allein in den letzten zehn Jahren hat sich viel getan – hinzukommt, dass in den letzten Jahren die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit noch stärker in den Fokus gerückt sind. Wenn Sie auf die letzten zehn Jahre zurückblicken: Was hat sich maßgeblich rund um das Thema Drucker verändert?
Kohlstrung: Früher galt es in Unternehmen noch als besonders innovativ, wenn ein Drucker zwei Seiten schneller drucken konnte. Diese Sichtweise auf Innovationen hat sich komplett gewandelt. Drucker sind heute Teil von komplexen Prozessen und übernehmen Funktionen, die sich – aus welchen Gründen auch immer – einfach (noch) nicht digitalisieren lassen. Zudem ist der reine Drucker mehr und mehr durch multifunktionale Geräte ersetzt worden, die scannen, kopieren, faxen können. Aber nicht nur das. Wenn es sinnvoll ist, können Multifunktionsgeräte heute zum Beispiel sogar zum Erfassen von Arbeitszeiten eingesetzt werden.
Dadurch hat sich auch der Blick auf die Kosten verändert. Als die Hardware noch relativ teuer war, wurde meist dazu geraten, das Druckvolumen auf sehr wenige Geräte in der Bürolandschaft zu reduzieren, um die Kosten besser kontrollieren zu können. Bis man merkte, dass die Personalkosten für Mitarbeitende – wenn man sie quer durch das Gebäude schickt, um Druckaufträge abzuholen – eigentlich viel höher als die Hardwarekosten waren. Kurzzeitig gewann das Argument des Gesundheitsmanagements Kraft, weil man ja die Kolleginnen und Kollegen auch mal zum Aufstehen verleiten wollte.
Diese Scheinargumente sind zwar noch nicht ganz weg, aber in hoch effizienten Organisationen hat sich durchgesetzt, dass Drucken weder teuer noch aufwendig oder in irgendeiner Weise ineffizient ist, wenn man den gesamten Prozess betrachtet.
Das Ziel in jedem Unternehmen muss letztlich sein, dass Mitarbeitende so effizient wie möglich das von ihm erwartete Ergebnis produzieren können. Und, wenn dafür an einer Stelle ein Ausdruck notwendig ist, muss das ohne Probleme, ohne Umwege, sondern einfach, schnell und ohne viel Aufwand funktionieren. Es liegt daher auch im Interesse des Unternehmens, Mitarbeitende nicht durch stupide, theoretische Optimierungsprozesse zu nerven. Egal, ob im Corporate- oder Home-Office. Die Druckkosten sind durch Managed Print Services (MPS) inzwischen auch so gering und einfach skalierbar, dass sie nicht wesentlich ins Gewicht einer wie auch immer gestalteten Gesamtkalkulation im Unternehmen fallen. Die Personalkosten sind der eigentliche Treiber in unserer Dienstleistungs- und Industriegesellschaft. Gerade in Zeiten der Inflation. Und wenn man bedenkt, dass wir einen Fachkräftemangel verzeichnen.
PBS Report: Und welche Veränderungen haben Sie in den Privathaushalten erlebt?
Kohlstrung: „Das papierlose Büro ist genauso wahrscheinlich wie das papierlose Klo“ – ein geflügeltes Wort, welches wir im Scherz gerne mal zitieren. Natürlich wird weniger gedruckt – und das ist auch nicht schlimm. Es ist heute schlicht nicht mehr notwendig und ökologisch auch unsinnig, wie früher zum Beispiel E-Mails oder Memos etc. auszudrucken. So sind im Laufe der Zeit etliche Druckjobs überflüssig geworden. Aber eben nicht alle; nicht im Büro und auch nicht im privaten Umfeld. Und genauso, wie im Unternehmen, sollte auch zuhause das Drucken möglichst schnell, zuverlässig und ohne großen Aufwand funktionieren.
Deshalb haben wir beispielsweise auch im privaten Umfeld Abo-Modelle entwickelt, mit denen wir dem Anwender mögliche Stresspunkte vermeiden helfen. Etwa, dass die Tinte genau dann leer ist, wenn sie gebraucht wird und Stress verursacht. So, wie im beruflichen Umfeld, sorgen wir über die komplette Lebensdauer eines Gerätes dafür, dass das Drucken so ressourcenschonend und stressbefreit wie möglich erfolgt.
PBS Report: Das Thema Nachhaltigkeit hat Unternehmen in den letzten Jahren stark beschäftigt. Brother hat hier bereits viel erreicht – können Sie uns mehr zu den folgenden Punkten sagen: Recycling bei Brother und „Blauer Engel“?
Kohlstrung: Recycling für sich ist ein uneindeutiger Begriff. Wenn wir unsere leeren Tonerkartuschen wiederverwenden, nennen das die meisten Menschen Recycling. Wenn Müll verbrannt wird, und aus der Abwärme Haushalte mit Fernwärme angetrieben werden, ist das auch (thermisches) Recycling. Wir unterscheiden daher zwischen „Re-Cycling“ (Wiederverwerten), „Re-Using“ (Wiederverwenden), „Re-Forming“ (Umwandlung), „Re-Newing“ (Wiederaufbereiten) und „Re-Ducing“ (vermeiden).
Diese 5R-Strategie ist seit sehr vielen, vielen Jahren in unseren Produktionsprozessen fest etabliert. (Bereits seit den frühen Nuller Jahren) Einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet deshalb eine möglichst lange Lebensdauer unserer Produkte – also nicht nur wiederverwenden, sondern weiterverwenden. Wir nennen das Circular Economy.
Wir haben bereits Geschäftsmodelle für gewerbliche wie auch private Anwender entwickelt, bei denen die Verantwortung für das Produkt bei uns bleibt. Das heißt nicht, dass der Kunde nicht wie eh und je Eigentümer werden kann oder soll. Aber wir wollen dem Kunden schon klar machen, dass wir das Produkt wieder zurückhaben wollen, wenn er ein anderes will, damit wir es im Kreislauf halten können. Während wir früher Produktlebenszyklen von 1,5 bis 2 Jahren hatten, planen wir heute mit 5 bis 7 Jahren.
Der Blaue Engel bescheinigt nicht nur eine langlebige und recyclinggerechte Konstruktion, die Minimierung der Verwendung von umwelt- und gesundheitsbelastenden Materialien, sondern auch niedrige Emissionen und einen geringen Stromverbrauch bei der Verwendung. Für uns ist der Blaue Engel daher sehr wichtig. Hervorzuheben ist an dieser Stelle aber, dass der Blaue Engel, als „deutsches“ Umweltzeichen, bei unseren japanischen Kollegen einen ebenso hohen Stellenwert hat. Die Vergabekriterien werden in der Produktentwicklung von Anfang an berücksichtigt. So kommt es nicht von ungefähr, dass nahezu alle Drucker mit dem Umweltzeichen “Blauer Engel” (aktuell gemäß DE-UZ 219) ausgezeichnet sind.
Ein Alleinstellungsmerkmal hat Brother beim neu aufgelegten „Blauer Engel“ nach DE UZ 177 für aufbereitete Tonerkartuschen. Der „TN-3512 RE“ ist derzeit als einziges Produkt in dieser Klasse zertifiziert und wird im slowakischen Krupina produziert bzw. wiederaufgearbeitet.
PBS Report: Wie funktioniert der Recyclingprozess genau und welche Erfolge konnten Sie in den letzten Jahren bereits verbuchen?
Kohlstrung: Der, wir sprechen jetzt vom Wiederaufbereitungsprozess ist denkbar unspektakulär. Die leeren Tonerkartuschen werden gereinigt, defekte Verschleißteile werden ersetzt, neuer Toner eingefüllt und ein Qualitätstest durchgeführt. Wir machen das jetzt seit über 15 Jahren. Vor kurzem ist die 40 millionste wiederaufbereitete Tonerkartusche erneut in den Verkehr gebracht worden. Aber der größte Erfolg dürfte sein, dass wir es geschafft haben, die Wiederaufbereitungskosten auf das Niveau von neu produzierten Tonerkartuschen zu drücken. Denn wirtschaftlich war das ganze anfangs nur sehr schwer begründbar. Warum?! Die Tonerkartuschen waren anfangs nicht für die Wiederaufbereitung konzipiert. Entsprechend arbeitsintensiv war der Prozess. Entsprechend stark war die Materialermüdung. Mit jeder neuen Tonergeneration wurde die Konstruktion einfacher und das Material langlebiger, sodass wir eine Kartusche bis zu 5 Mal „Re-Newen“ können, bevor wir sie Recyclen.
PBS Report: Ein wichtiger Punkt ist hier auch die Langlebigkeit der Produkte von Brother: Sie geben eine 3-Jahres-Garantie?
Kohlstrung: Und zwar auf alle unsere Geräte! Wir waren 2003 der erste Druckerhersteller und sind 2024 immer noch der einzige, der auf alle seine Geräte ein dreijähriges Garantieversprechen gibt. Das ist nicht nur ein Ausdruck unseres Vertrauens in die Qualität unserer Produkte, sondern ein zentraler Baustein in unseren Bestrebungen nach einer Circular Economy.
PBS Report: Gibt es weitere Themen rund um das Thema Nachhaltigkeit, die Sie in Zukunft angehen werden?
Kohlstrung: Einen großen Stellenwert hat aktuell das Thema Verpackung. In diesem Jahr wollen wir anfangen, bei unseren Verpackungen komplett auf Styropor zu verzichten. Wir haben zwar schon in den letzten Jahren damit begonnen Styropor durch Pappe zu ersetzen, aber bei bestehenden Modellen lassen sich die Materialien nachträglich nicht so leicht ersetzen. Neue Modelle werden nun ohne Styroporverpackung und wo es geht aus Recyclingmaterial geplant.
PBS Report: Ein weiteres Thema: Der Managed Print Service (MPS) – auch hier unterstützen Sie Unternehmen. Was steckt hinter dem Service?
Kohlstrung: Wie zu Beginn erwähnt, muss das Ziel in Unternehmen sein, dass das Drucken, dort wo es benötigt wird, gänzlich ohne Aufwand funktioniert. Managed Print Services unterstützen die Unternehmen dabei. Automatische Verbrauchsmaterialversorgung, Automatische Wartung, Remote-Support, die Services lassen sich nahezu beliebig am Bedarf des Anwenders orientieren und variieren. Und MPS ermöglichen vorhersehbare und konstante Druckkosten.
PBS Report: Neben dem großen Thema Nachhaltigkeit spielt auch die Digitalisierung eine große Rolle – welche Schritte ist Brother hier in den letzten Jahren gegangen?
Kohlstrung: Der Fachkräftemangel, nicht nur in Deutschland, zwingt uns dazu permanent die Prozesse zu hinterfragen und zu überdenken – und zwar so, dass er idealer Weise gar nicht mehr, und wenn, dann möglichst nicht durch Menschenhand erfolgen muss. Das hat natürlich auch zur Folge, dass selbst beim Druckerhersteller deutlich weniger gedruckt wird. Dafür wird bei uns heute deutlich heterogener und dezentraler gedruckt, was andere Anforderungen an die Infrastruktur stellt.
Unabhängig vom Fachkräftemangel ist für mich ganz persönlich wichtig, dass die Mitarbeitenden, die bei uns tätig sind möglichst auch interessante und herausfordernde Aufgaben haben und möglichst wenig durch stupide Routineaufgaben gebunden werden. Dabei spielt die Digitalisierung natürlich eine wesentliche Rolle.
Im Übrigen gilt, dass Bürokratie zwar Wohlstand absichern, aber keinen Wohlstand bilden kann. Und so ist ein Ziel bei Brother, auch durch Digitalisierung von Prozessen, eine möglichst schlacke Administration zu schaffen, um möglichst dicht am Kunden zu sein – At Your Side.
Apropos Fachkräftemangel, Bürokratie und Digitalisierung – in der komplexen Behördenstruktur mit ihren „gewachsenen Prozessen“ schlummert ein Riesenpotential an Fachkräften für Deutschland.
PBS Report: Wo stehen wir heute – und was bringt die Zukunft? Man hört ja immer wieder: Irgendwann brauchen wir keine Drucker mehr – es wird alles digital – wie stehen Sie dazu? Was ist Ihr Statement?
Kohlstrung: Mein Berufsleben hat mit der Schreibmaschine begonnen. Telex-Geräte waren vor Faxgeräten die wesentliche Kommunikation im Schriftlichen, neben dem Telefon. Mobiltelefone waren genauso exquisit wie Laserdrucker, vom Smarthone und E-Mail war noch lange keine Rede. Und das ist gerade mal rund 30 Jahre her. Heute haben wir alles wissen der Welt in der Hosentasche – wer kann also serös die Zukunft vorhersagen?
Jetzt steht mit der künstlichen Intelligenz ein neues Werkzeug – mancher würde vielleicht Waffe sagen – vor der Tür, von dem heute kaum einer erahnen kann, was morgen damit möglich sein wird. Solange sie nicht unterscheiden kann, ob die Daten und das Wissen, auf dass sie zurückgreift, richtig oder falsch ist, bleibe ich lieber bei der natürlichen Intelligenz und der Wissenschaft. Aber das heißt nicht, dass wir uns der KI verwehren sollten. Künstliche Intelligenz kann uns in Zukunft beispielsweise dabei helfen, die Druckinfrastruktur unserer Unternehmenskunden noch effizienter zu planen. Wir sehen Potential in der Fehleranalyse, was uns hilft unsere Produkte noch langlebiger zu konzipieren. Und wer weiß, welche Wege sich auftun, wenn wir den ersten Schritt gegangen sind.
Daher: Ob in 10, 20, 30 Jahren noch gedruckt wird oder nicht, vermag ich nicht vorhersagen. Wahrscheinlich ja, denn nicht einmal die Steintafel ist bislang als Kommunikationsmedium ganz abgelöst worden. Aber das spielt für uns keine Rolle. Brother hat in seiner 100jährigen Firmengeschichte bewiesen, dass es besser ist, sich den neuen Technologien aufzuschließen, als sich ihnen entgegenzustemmen. Ich kann für uns aber vorhersagen, dass, so lange Menschen drucken wollen oder müssen, sie dieses auf die bestmögliche Art und Weise tun werden. Leistungswerte, Funktionsumfänge, Konnektivität, Sicherheit, Services – was auch immer unsere Kunden beim Drucken „nervig“ empfinden, versuchen wir aufzunehmen und zu beseitigen.
PBS Report: Herr Kohlstrung, vielen Dank.