Generationen verbinden – Fachkräftepotenzial heben
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Saturday, 18. October 2025
Kaut-Bullinger 10.10.2025
Der Kaut-Bullinger Kundentag 2025 fand am 9. Oktober 2025 erstmals im Kultur- und Kongresszentrum Taufkirchen statt und war gut besucht. Neben Produktneuheiten und Vorträgen stand der umfassende Unternehmensumbau im Mittelpunkt – verbunden mit einem klaren Bekenntnis zum Neustart.
Rund 30 Aussteller, zahlreiche Fachbesucher und eine klare Botschaft: Kaut-Bullinger ist zurück. Beim Kundentag 2025 in Taufkirchen zeigte sich der Traditionshändler nach einem tiefgreifenden Restrukturierungsjahr kämpferisch und transparent. Geschäftsführer Robert Brech, Gesellschafter Rudolf Egerer und der designierte Nachfolger Georg Nusser gaben einen offenen Einblick in die Neuausrichtung der Unternehmensgruppe.
„Wir haben uns neu erfunden und vieles in kürzester Zeit umgesetzt. Es war ein harter, aber notwendiger Weg“, sagte Robert Brech vor der Presse. Er erinnerte an die schwierige Phase nach Beginn des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung im September 2024, das bereits zum 31. Januar 2025 erfolgreich beendet werden konnte, gleichwohl wird weiterhin hart daran gearbeitet, die derzeit noch nicht befriedigende Gesamtperformance zu verbessern. Kaut-Bullinger habe sich von defizitären Bereichen getrennt, Strukturen verschlankt und die Logistik an die Soennecken eG übertragen. Lediglich die Eigenmarke bleibt im eigenen Verantwortungsbereich. „Insgesamt war das der einzig wirtschaftlich sinnvolle Weg“, betonte Brech.
Die Trennung von 140 Mitarbeitenden, 60 davon im Lager, sei schmerzlich gewesen, aber aufgrund der hohen Personalkosten unumgänglich. Dafür wurde eigens eine Transfergesellschaft gegründet, in die der Gesellschafter privates Kapital eingebracht hat.
Mit der Schließung des eigenen Lagers und der Reduktion der Einkaufsabteilung habe sich Kaut-Bullinger, das in diesem Jahr auf eine 231-jährige Geschichte blickt, konsequent neu aufgestellt. Dazu gehört auch, dass Teile des Verwaltungsgebäudes und des Logistikzentrums in Taufkirchen künftig vermietet werden. Ein Mieter für die rund 10.000 Quadratmeter große Logistikfläche wurde bereits gefunden; der Einzug ist für März 2026 vorgesehen.
Trotz der tiefen Einschnitte blickt Kaut-Bullinger optimistisch in die Zukunft. Ziel ist es, das Kerngeschäft im Office-Bereich auszubauen und den Bereich Raumkonzepte und Büromöbel gezielt zu stärken. „Wir haben uns ein Umsatzkorsett gegeben, das auf betriebswirtschaftlich soliden Beinen steht. Wir wollen wieder wachsen – aber kontrolliert“, erklärte Brech. Neue Aufträge in jüngster Vergangenheit, darunter ein Großprojekt mit der Hochschule Aalen, unterstreichen den positiven Trend.
Künftig legt das Unternehmen einen stärkeren Fokus auf digitale Services, den Ausbau der 3D-Abteilung und nachhaltige Bürokonzepte. Gleichzeitig bleibt die persönliche Kundenbeziehung zentraler Bestandteil der Markenidentität.
Der Kundentag bot neben Einblicken in den Sanierungsprozess auch zahlreiche Produktvorstellungen und Fachvorträge – etwa zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz, präsentiert von KI-Experte Jan Ditgen. Die Besucherzahlen lagen laut Veranstalter über den Erwartungen, das Feedback war durchweg positiv.
Zum Abschluss zog Robert Brech ein persönliches Fazit zu seinem Berufsleben. Obwohl er als Manager Unternehmen mit mehr als 15.0000 Mitarbeitern wie Woolworth geführt habe, sei die Aufgabe bei Kaut-Bullinger deutlich herausfordernder gewesen. „Die Probleme waren größer. Kaut-Bullinger ist recht eigen – mit nur einer Warengruppe und Margen, die bei 20 bis 30 Prozent liegen. Das war betriebswirtschaftlich anspruchsvoller als bei vielen Großkonzernen“, sagte Brech.
Er kündigte zugleich seinen Rückzug zum Jahresende an. Der 46-jährige Georg Nusser, zuletzt Leiter einer Geschäftseinheit bei der BayWa AG und Geschäftsführer der Pellog GmbH, übernimmt zum 1. Dezember 2025 die Geschäftsführung. Nusser bringt Erfahrung im Großhandel, in der Prozessoptimierung und im Aufbau digitaler Geschäftsfelder mit – Qualifikationen, die für den weiteren Umbau der Kaut-Bullinger-Gruppe entscheidend sein dürften.
„Der Zeitpunkt ist genau richtig. Wir haben die Basis gelegt – jetzt geht es um die Zukunft“, unterstrich der 69-jährige Robert Brech.
Mit dem gut besuchten Kundentag hat Kaut-Bullinger gezeigt, dass der eingeschlagene Sanierungskurs trägt. Der offene Dialog mit Kunden und Partnern markiert den Beginn einer neuen Unternehmensphase – mit neuem Management und klarer Strategie.
kautbullinger.de