König + Neurath 19.11.2025

Eigenverwaltung soll Zukunft sichern

Die König + Neurath AG mit Sitz in Karben hat am 17. November beim Amtsgericht Frankfurt am Main ein Eigenverwaltungsverfahren beantragt. Der Vorstand reagiert damit auf eine außergewöhnlich schwierige Lage im deutschen und europäischen Büromöbelmarkt. Ziel ist es, den seit einem Jahrhundert in Deutschland produzierenden Hersteller unter eigener Verantwortung zu sanieren und langfristig neu auszurichten.

König + Neurath: Bereits Ende Oktober hatte das Unternehmen einen umfassenden Restrukturierungsprozess angestoßen.
König + Neurath: Bereits Ende Oktober hatte das Unternehmen einen umfassenden Restrukturierungsprozess angestoßen. © Foto: König + Neurath

Bereits Ende Oktober hatte das Unternehmen einen umfassenden Restrukturierungsprozess angestoßen. Gemeinsam mit Hahn Consultants sowie der Kanzlei Oppenhoff & Partner wurden erste Maßnahmen entwickelt, die nun in das formelle Eigenverwaltungsverfahren übergehen. Für die juristische Begleitung hat sich das Unternehmen Dr. Jens Schmidt und Marion Rodine von Runkel Rechtsanwälte gesichert. Beide werden den Vorstand als Generalhandlungsbevollmächtigte unterstützen. Im Eigenverwaltungsverfahren bleibt das Management im Amt und führt den Sanierungsprozess weiterhin selbst.

König + Neurath beschäftigt rund 830 Mitarbeitende am Standort Karben, etwa 15 Kilometer nördlich von Frankfurt. Die Belegschaft wurde laut Unternehmensangaben persönlich über die aktuelle Situation informiert. Der Fokus der kommenden Wochen liegt darauf, die Gehälter für drei Monate abzusichern und die Finanzierung für die kommenden Monate zu stabilisieren. Dadurch sollen Produktion, Lieferfähigkeit und die Handlungsfähigkeit des Unternehmens erhalten bleiben.

Die Gründe für das Verfahren liegen in massiven strukturellen Veränderungen des Marktes. Der europäische Büromöbelmarkt befindet sich seit Anfang 2024 in einer tiefen Krise. Kunden verschieben Investitionen häufig über längere Zeiträume, wenn ihre eigene wirtschaftliche Lage angespannt ist. Die Branche gilt als volatil, doch die aktuelle Entwicklung fällt deutlich gravierender aus als in früheren Zyklen. Seit Sommer 2025 ist die Nachfrage nochmals dramatisch eingebrochen. Von einem „lawinenartigen Abrutsch bei Neuaufträgen“ ist die Rede. In dieser Phase scheiterte im November eine notwendige Finanzierungsrunde, wodurch die bestehende Ertragsschwäche in eine akute Liquiditätskrise überging. Der eingeschlagene Sanierungskurs soll diese Situation stabilisieren und das Unternehmen wieder auf einen tragfähigen Wachstumspfad führen.

Die Vorstände Steffen Schwerd (CEO) und Rainer Raschke (CFO) unterstreichen den Anspruch, das Unternehmen neu aufzustellen und den Standort zu sichern. In ihrer gemeinsamen Stellungnahme erklären sie: „Der Büromöbelmarkt ist zyklisch, die mehrjährige negative Entwicklung hält an. Deshalb müssen wir das Unternehmen unter Einbeziehung der Belegschaft und des Betriebsrats sanieren. Von unserer Zukunftschance als Impulsgeber sind wir überzeugt, weil König + Neurath über großes Know-how als qualitätsführender und innovativer Büromöbel-Pionier verfügt. Wir wollen das vorhandene Geschäftsmodell gesunden und uns dann strategisch weiterentwickeln. Das Fachwissen, die Treue und die Loyalität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden auch in Zukunft das Fundament von König + Neurath in Karben bilden.“

Die nächsten Schritte umfassen eine genaue Analyse der Kostenstrukturen, operative Anpassungen und die Erarbeitung eines nachhaltigen Zukunftsmodells. Produziert werden soll weiterhin ausschließlich in Deutschland. Das Unternehmen betont, dass die Einbindung der Mitarbeitenden und des Betriebsrats ein zentraler Baustein der Sanierung sein wird. Parallel dazu soll die Auftragsbearbeitung fortgeführt werden, damit Händler und Kunden weiterhin beliefert werden können.

Mit dem Verfahren will das Unternehmen Zeit gewinnen, um strategische Entscheidungen vorzubereiten und die Marktposition zu stärken. König + Neurath sieht trotz der aktuellen Herausforderungen Chancen, sich mit seinem Qualitätsanspruch und technologischen Know-how neu zu positionieren. Die Eigenverwaltung soll den organisatorischen Rahmen schaffen, um diesen Kurs ohne Unterbrechung des operativen Betriebs verfolgen zu können.

In den vergangenen fünf Jahren hat das Unternehmen mehrere Wechsel im Vorstand erlebt, was den anhaltenden Druck auf Struktur und Führung deutlich macht.
koenig-neurath.com